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Mit oder ohne Wohnriester finanzieren?

von: Sandra | Kategorie(n): Allgemein

7. September 2018
Mit oder ohne Wohnriester finanzieren?

Nicht selten bekamen Kunden in dem einen oder anderen Ratgeber den dringenden Tipp, doch in den Wohnriester zu investieren. Hier sei das Geld sicher angelegt und man bekäme noch einen ordentlichen Happen vom Staat obendrauf. Vor allem Eigenheimbesitzer, deren Zinsbindung in absehbarer Zeit ausläuft, könnten davon profitieren. Doch ist das wirklich so und lohnt sich das Ganze überhaupt?

Derzeit gute Bedingungen für Eigenheimbesitzer

Wer in 2018 eine Immobilie erworben hat, profitiert vom Baukindergeld, sofern es so kommt, wie von der Politik angekündigt. Rückwirkend zum 1.1.2018 wird es gezahlt. Doch für alle, die das Haus noch vor dem 1.1.18 gekauft haben, kommt diese Förderung zu spät. Sie können die staatliche Förderung mit Wohn-Riester nutzen. Hier winkt der Grundzuschuss von 175 Euro plus 300 Euro jährlich für jedes Kind.

Wie kompliziert ist Wohn-Riester?

Wohn-Riester ist bei weitem nicht so einfach zu durchschauen wie das Baukindergeld. Denn während es bei diesem lediglich auf die Zahl der Kinder und das jährlich zu versteuernde Einkommen ankommt, ist die Rechnung beim Wohn-Riester schwierig. Die geförderten Riester-Beiträge haben einen Haken: nach Renteneintritt fallen hierauf Steuern an. Der finanzielle Vorteil von Wohn-Riester, den man bei der Immobilienfinanzierung hat, kann damit schnell aufgebraucht sein.

Lohnt sich Wohn-Riester?

Ob sich ein Vertrag mit Wohn-Riester lohnt, oder ein gewöhnlicher Anschlussvertrag für die Immobilienfinanzierung günstiger ist, kann kaum ein Otto-Normalverbraucher überblicken. Hier ist es ratsam, dies von einem Experten durchrechnen zu lassen.

In einem Beitrag der „Wirtschaftswoche“ ist dazu ein Beispiel genannt, welches hier noch einmal dargestellt werden soll:

Ein 2008 gekauftes Haus für damals 300.000 Euro wurde mit Eigenkapital von 60.000 und 240.000 Euro Darlehen finanziert. Bei den damals üblichen Zinsen entspricht das einer monatlichen Rate von 1.300 Euro. Die nun anstehende Anschlussfinanzierung beträgt 193.415 Euro. Die Familie hat inzwischen zwei Kinder. Nun stellt sich die Frage, ob Wohnriester ratsam ist oder nicht.

Da man von Riester-Zulagen für die Kinder bis zu deren 18. Geburtstag ausgehen kann, gibt es für ein Kind noch 8 Jahre lang die 300 Euro jährlich, für das Zweite noch für 10 Jahre. Bei den aktuellen Bedingungen kann eine Anschlussfinanzierung mit Wohnriester nach dreizehneinhalb Jahren abgezahlt sein. Für diese Zeit werden rund 11.000 Euro Zulagen über Wohnriester gezahlt. Vorausgesetzt, man steckt diese Zulagen in eine Sondertilgung, spart die Beispielfamilie über die gesamte Zeit der Rückzahlung rund 2.000 Euro ein. Das ergibt einen Gesamtvorteil von rund 13.000 Euro.

Durch die Förderung entsteht jedoch eine Steuerschuld auf dem Wohnförderkonto. Diese wächst bis zum Rentenalter an – sodass den Einnahmen von 13.000 Euro später eine Steuerbelastung von 10.200 Euro entgegensteht. Das bedeutet, dass der Vorteil auf weniger als 3.000 Euro sinkt. Mehr Vorteile hat die Familie nur, wenn sie weniger verdient. Liegt das zu versteuernde Einkommen unter 50.000 Euro im Jahr, liegt der Vorteil immerhin bei über 4.000 Euro. Läge das Einkommen aber bei rund 85.000 Euro jährlich, würde der Vorteil auf rund 2.000 Euro schrumpfen.

Alles in Allem kein Wunder also, dass Wohnriester nicht mehr sonderlich beliebt ist und auch von vielen Banken wegen des hohen bürokratischen Aufwands nicht mehr angeboten wird.