Hilfe für Griechenland
Am 20. August 2018 lief das letzte Rettungspaket für Griechenland aus. Die Griechenlandkrise ist damit für beendet erklärt. Aber das ist nur Theorie – die Praxis sieht bei Weitem schlechter aus.
Vor rund zwei Monaten haben die EU-Finanzminister das letzte Hilfspaket für Griechenland geschnürt. Seit 20.8. ist damit Schluss. Athen und auch Brüssel scheinen erleichtert, doch der Befreiungsschlag heißt nicht, dass nun alles gut ist. Alexis Tsipras hat nur noch 10% der Bevölkerung auf seiner Seite. Das ist kein Wunder, haben es ihm die Griechen doch nicht verziehen, dass er die Sparmaßnahmen der Geldgeber gnadenlos durchgedrückt hat.
Griechenland immer noch am Abgrund
Und wenn noch so viele Personen die Krise für beendet erklären – das ist deshalb noch lange nicht die Realität. Der wirtschaftliche Kollaps schwebt immer noch wie ein Damoklesschwert über dem südlichen EU-Land. Die Hilfsprogramme haben bestenfalls Zahlen geschönt, wie es in der „Wirtschaftswoche“ hieß. Das BIP wächst, das ist eine der guten Nachrichten. Im letzten Jahr lag die Steigerung bei etwas über einem Prozent; zwei Prozent sind für dieses Jahr anvisiert. Zum Vergleich: im Jahr 2011 war das BIP um fast 10% gesunken.
Als weitere Kennzahl gilt der Haushaltsüberschuss. Doch der liegt mit 4% des BIP niedrig, da die Ausgangszahl des Bruttoinlandproduktes niedrig ist. Griechenland hat nach wie vor die höchste Staatsverschuldung der Länder der EU. 2019 wird mit einer Staatsverschuldung von 190% des BIP gerechnet – das wäre so viel wie nie zuvor.
Arbeitslosigkeit nimmer immer weiter zu
Die Arbeitslosigkeit im sonnigen Griechenland wurde im Jahr 2017 mit über 21% angegeben. Vor allem die jungen Arbeitnehmer sind betroffen. Da wundert es nicht, dass rund 400.000 junge Leute ausgewandert sind, um der Krise zu entgehen. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt derzeit bei unfassbaren 44%. Das Land bietet für junge Leute derzeit keine Perspektive an. Das Wachstum der Privatwirtschaft fehlt. Die Kürzungen, die Tsipras verursacht hat, treffen die Ärmsten der Armen: rund 1,5 Millionen Griechen leben Schätzungen zufolge in extremer Armut – das bedeutet, von weniger als 176 Euro monatlich. Und dies trifft über 10% der Bevölkerung.
Drittes Hilfsprogramm läuft aus
Das nunmehr beendete 3. Hilfsprogramm hat wohl nicht bewirkt, was sich die Begründer erhofft hatten. Deutschland musste 27% der 705 Milliarden zahlen, wobei das Haftungsrisiko nur bei 190 Milliarden liegt. Außerdem bekam Athen Stunden von bis zu 10 Jahren eingeräumt.
Doch die wahren Probleme bleiben unangetastet. Zum Beispiel die wahnsinnig reichen Griechen, die keine Steuern zahlen müssen, eine teure Bürokratie und eine Rechtsauffassung für die Neugründung von Unternehmen, die abschreckt. So wundert es auch nicht, dass sich im letzten Jahr gerade einmal reichlich 28.000 Griechen selbstständig machten.
Wie heißt es im Beitrag der „Wirtschaftswoche“ so schön: „Athen und Brüssel haben es … geschafft, sie (die Griechenlandkrise) vom Schaufenster ins Hinterzimmer zu verschieben, wo sie nicht so sehr stört“.