Festgeldanlage | Festgeldzinsen im Vergleich |


von: admin | Kategorie(n): Allgemein

12. März 2016

Als am 10. März d. J. der EZB-Rat tagte, warteten viele auf das Ergebnis. Man hatte mit Neuigkeiten gerechnet. Als das Ergebnis verkündet wurde, war es mehr als erwartet. Die Märkte hatten viel erhofft, aber Draghi lieferte noch mehr.

Für einen Teil Interessierter wurde der EZB-Chef Draghi zum „Super Mario“, für viele aber zum Totengräber der Sparer. Insbesondere der deutschen Sparer. Dieser Mann hat es geschafft, die deutsche Sparkultur zu vernichten. Zumindest vorläufig.

Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank, will offenbar Geschichte schreiben und in die Geschichte eingehen. Das ist ihm jetzt schon gelungen. Am Donnerstag, den 10. März 2016 hatte er Historisches zu verkünden. Und dazu gehörte:

  • Der Leitzins wurde auf Null Prozent gesenkt, ein historisches Tief.
  • Der Einlagesatz für Banken wurde noch weiter ins Minus gedrückt und beträgt nunmehr 0,4 Prozent.
  • Das Volumen der Anleihekäufe wird künftig von 60 Milliarden auf 80 Milliarden Euro gesteigert, mithin ein Drittel mehr als bislang.
  • Es sollen nicht nur Staatsanleihen, sondern auch Schuldtitel gekauft werden, die von Unternehmen stammen.

Das gab es noch nie. Banken bekommen, wenn sie sich Geld bei der EZB leihen, dieses zum Null-Tarif. Und es wird sogar noch eins draufgesetzt. Die Banken, die einen bestimmten Level bei der Vergabe von Krediten übersteigen, werden dafür belohnt. Sie erhalten das Leih-Geld zu einem Zinssatz von minus 0,4 Prozent. Was bedeutet, dass sie für ihre Kreditausgabe auch noch bezahlt werden. Aber ist es nicht die ureigenste Aufgabe der Banken, Kredite auszugeben?

Auf der anderen Seite aber müssen die Banken Strafzins i. H. v. 0,4 Prozent auf ihre Einlagen bezahlen, wenn sie bei der EZB überschüssiges Geld parken.

Draghi hat nun das wahr gemacht, was er bereits 2012 aller Welt gegenüber angekündigt hatte, um nicht zu sagen angedroht, nämlich alles zu tun, um den Euro zu retten.

Was bedeutet das? Der Euro soll erhalten bleiben, was immer es auch kostet. Und das gilt insbesondere für die Sparer. Mit den schon eher tragischen Maßnahmen sollen die Banken und Staaten im Euro-Raum mit immer mehr neu gedrucktem Geld auf das Prädikat „zahlungsfähig“ gehalten werden. Die Banken werden regelrecht gepampert.

Schon seit Jahren versucht die EZB mit ihren zweifelhaften Maßnahmen, die Inflationsrate nicht nur auf Kurs zu halten, sondern zu steigern. Umsonst. Keine Ergebnisse. Oder doch, „keine Ergebnisse“ ist gar nicht exakt ausgedrückt. Die Inflationsrate ist weiter gesunken, aktuell um etwa minus 0,2 Prozent. Und die EZB selbst musste ihre diesbezüglichen Prognosen erheblich korrigieren. So wird nunmehr für das laufende Jahr eine Teuerung von 0,2 Prozent angestrebt, während im Dezember des vergangenen Jahrs noch ein Ziel von 1,0 Prozent ausgegeben war. Für das Folgejahr, also 2017, liegt die aktuelle Prognose bei 1,3 Prozent, bisher bei 1,6 Prozent. Mithin lässt sich zusammenfassen: Das von der EZB angestrebte Ziel ist negativ ausgefallen.

Was bedeutet das für die Sparer? Eine klare Ansage: Eine weitere Verschlechterung. So wollen Experten nicht ausschließen, dass die Banken die Minuszinsen früher oder später auf die Kunden weitergeben. So muss auch durchaus damit gerechnet werden, dass die Gebühren für Girokonten nach oben korrigiert werden. Und vielleicht das, was sich der deutsche Sparer bislang hat nicht vorstellen können. Die Zahlung von Strafzinsen für Einlagen nach dem Vorbild der EZB für dort geparktes Geld der Banken.

Die Betroffenen sind aber keinesfalls etwa nur die Sparer. Die Zahl der Menschen in der Euro-Zone, die von diesen Maßnahmen getroffen werden, ist steigend und wird zu einer Belastung. Neben den Sparern und der Kreditwirtschaft sind es aber auch noch andere Bereiche, die in Mitleidenschaft gezogen werden. Und dazu gehören mindestens solche wie die Stiftungen, Versicherer, Sozialversicherungen, Versorgungssysteme und nicht zuletzt die Krankenkassen.

Hat Draghi mit seinen Maßnahmen einen Geldsunami ausgelöst? Vielleicht aber ist es auch ein „Endspiel“, das die EZB da gestartet hat. Was soll noch kommen, wenn nunmehr – wie bislang – diese wohl eher als Verzweiflungstat einzustufende Reaktion ebenso wenig fruchtet, wie vorangegangene Entscheidungen in der Geldpolitik? Die Akteure der Maßnahmen vom 10. März 2016 haben das Terrain der Geldvernichtung betreten. Spätestens jetzt besteht daran kein Zweifel mehr. Eine solche Brachialpolitik vernichtet Hoffnung. Hoffnung darauf, dass Guthabenzinsen in den anstehenden Jahren wieder steigen könnten.

Die nunmehr noch einmal aufgestockten Anleihekäufe werden im Ergebnis zu einer Geldschwemme im Finanzsektor führen. Und somit gibt es – das liegt in der Natur der Sache – gar keinen Anreiz für die Kreditinstitute, um Kundengelder zu werben.

Tagesgeldzinsen sinken weiter. Das ist eine der Folgen für die Sparer. Und dabei waren die Konditionen doch schon bis jetzt sehr schlecht. Der Durchschnitt für die Tagesgeldzinsen liegt aktuelle bei 0,29 Prozent. Das bedeutet, als Beispiel, dass der Sparer bei einer Einlage i. H. v. 10.000 Euro ganze 29 Euro Zinsertrag im Jahr erzielt. Grandios! Und bei den Filialbanken dürfte das Ergebnis noch deutlich negativer ausfallen.

Die gegenwärtige Tagesgeldübersicht reicht bei dem Beispiel 20.000 Euro Einlage auf ein Jahr von 1,25 Prozent (Audi Bank und VW Bank) über 0,70 Prozent (DKB), 0,10 Prozent (comdirect) bis zu 0,01 Prozent (Kreissparkasse Ludwigsburg, Deutsche Bank).

Im Bereich Festgeld glänzen die Banken mit Sitz im Ausland. So die

  • Fibank (Bulgarien) mit 2,50 Prozent,
  • J&T Banka (Tschechei) mit 2,20 Prozent,
  • Credit Agricole (Frankreich) mit 2,05 Prozent,
  • pbb direkt (Deutsche Pfandbriefbank AG) mit 2,00 Prozent,
  • Audi Bank und Volkswagen Bank mit je 2,00 Prozent.

Es steht allerdings die Frage an, ob diese Zinsergebnisse auf die Zeit gesehen, von den Banken gehalten werden. Die Null-Zins-Phase ist erst wenige Tage alt. Und die Auswirkungen werden sicherlich nicht zu einer Verbesserung für die Sparer führen.

Insgesamt tut sich die Frage auf, was denn geschehen soll, wenn in einer angemessenen Zeit auch dieses Husarenstück des Herrn Draghi nicht die erwünschten Erfolge bringt. Erfolgt dann eventuell als weitere Maßnahme der Rücktritt? Oder wird er ggf. zurückgetreten?

Gold hat von der jüngsten EZB-Maßnahme profitiert. So zumindest als „Sofortreaktion“ nach der EZB-Sitzung. Der Preis pro Feinunze stieg in die Nähe des Hochs der letzten zwölf Monate. Das muss aber keinesfalls so bleiben.

Auch was die Aktien betrifft, gilt es abzuwarten. Zunächst reagierten die Aktienkurse steil nach oben. Das zeigte sich jedoch lediglich als ein Feuerwerk. Mehr als 270 Punkte kletterte der DAX-Kurs am Nachmittag des 10. März nach oben. Danach erfolgte jedoch die Ernüchterung. Schließlich wurde es ein klägliches Tagesergebnis. Um fast 500 Punkte stürzte der Index von seinem Tageshoch nach unten und landete bei 9498 Punkten. Das sind 2,3 Verlust gewesen. Ein Grund dafür ist das gesunkene Vertrauen und zunehmend fehlende Glaubwürdigkeit gegenüber der EZB.

Dennoch kommt man nicht umhin, auch die größten Profiteure dieser historischen EZB-Maßnahme hervorzuheben. Das sind einmal die Bauherren und zum anderen der Staat.

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