Beeinflusst der Brexit die deutschen Sparer?
Was EU–Befürworter für völlig ausgeschlossen hielten, wurde am 23. Juni 2016 offiziell verkündet. Die Mehrheit der rund 46 Mio. Stimmbürger Englands hat sich dafür entschieden, sich aus der EU zu verabschieden. Das knappe Wahlergebnis von 51.9% zu Gunsten der EU-Gegner hat ein kleines Erdbeben ausgelöst. Weltweit sind die Aktienkurse der meisten Titel in eine bedenkliche Schieflage geraten, das britische Pfund hatte lediglich noch den Wert von vor 30 Jahren. Führende Politiker besonders aus der Spitze des EU-Parlaments wissen sich nicht zu erklären. Von Fassungslosigkeit bis Weltuntergangsstimmung sind alle Erklärungsversuche vertreten. Auch die Bundesregierung mit Angela Merkel an der Spitze ist nicht in der Lage dieses Abstimmungsresultat zu analysieren. Einig sind sich hingegen alle. Es ist einiges aus dem Ruder gelaufen und es muss sich dringendst ganz schnell einiges ändern, sonst wird England wohl das erste, aber nicht das letzte Land gewesen sein, dass sich nicht länger von Brüssel regieren lassen möchte.
Wie wird sich die neue Situation auf die Anleger auswirken?
Übereilte Reaktionen dürften falsch am Platz sein, auch wenn der Dax rund 800 Punkte verloren hat. England kann sich laut EU-Vertrag frühestens in zwei Jahren ganz von der EU abnabeln und wieder autonom werden. Es werden langwierige, zähe Verhandlungen stattfinden müssen, um das ganze Geflecht an X-tausenden Verträgen zu entwirren und gemeinsame Nenner zu finden. Die Prognosen von Finanzexperten sind unterschiedlich. So meinen einige, es wird für England nicht so schlimm kommen, auch wenn es im Augenblick etwas düster aussieht. Pessimistische Volkswirte wie zum Beispiel von der HeLaba (Hessen-Thüringen-Landesbank) gehen davon aus, dass nun in England die Investitionen ausbleiben werden. Es müsse gar mit einer Rezession gerechnet werden. Wie weit die EU geht und Druck ausübt auf England, steht noch nicht fest. Gedroht wird den Engländern damit, den freien Marktzugang zu den verbleibenden EU-Staaten zu verschließen. Da England mehr importiert als exportiert könnte sich eine solche Maßnahme für andere EU-Staaten negativ auswirken. Die Welt besteht nicht nur aus der EU, England kann sich durchaus andere Handelspartner aus Nicht-EU-Ländern suchen. Solche Maßnahmen haben immer einen Bumerangeffekt, was man am Beispiel Boykott der Russen deutlich sehen kann. Auch viele deutsche Firmen leiden darunter, weil Russland sich seine Lieferanten anderweitig gesucht hat.
Welcher Meinung sind die Verbraucherschützer?
Die Bayrische Verbraucherzentrale wie auch verschiedene andere Verbraucherschützer sind verhalten optimistisch. Keiner kann zum jetzigen Zeitpunkt diagnostizieren wohin die Reise schlussendlich gehen wird. Es wird davon ausgegangen, dass Im- und Export orientierte Firmen in England mit ihren Aktien vorerst weiter unter Druck bleiben werden. Von schnellen Spekulationsinvestitionen wird allgemein abgeraten. Fonds wie auch ETFs minimieren das Risiko weitere Verluste einzufahren, ein längerfristiges Denken ist die bessere Option.
Hat der Brexit Auswirkungen für Baukreditnehmer und Sparer?
Bei dieser berechtigten Frage sind sich die Fachleute grundsätzlich einig. Da England nie den Euro eingeführt hat und beim englischen Pfund geblieben ist, dürften keine direkten Einflüsse zu verspüren sein. Hingegen kann der Brexit die Märkte längere Zeit etwas verunsichern. Dies würde die EZB wohl veranlassen ihre gegenwärtige Zinspolitik aufrecht zu erhalten. Den privaten Baukreditnehmern käme dies natürlich entgegen, die Zinsen für Baukredite würden unverändert tief bleiben.
Bargeldeinlagen auf englischen Banken sind jedoch etwas kritisch zu betrachten.
Die Einlagesicherung beträgt lediglich 75000 engl. Pfund was beim heutigen Wechselkurs etwa 96000 Euro entspricht. Der internationale Standard von 100.000 Euro kann somit nicht mehr eingehalten werden. Bei Festgeld muss die Bank den vereinbarten Zinssatz bezahlen. Egal wie die Folgen nach dem Brexit sind, es wird keinen Einfluss auf den Zins bei Festgeld haben. Börsianer können sich mit einem sogenannten Stopp Loss Limit gegen zu großen Verluste absichern. Der Wert bei dem verkauft werden soll, kann selbst bestimmt werden.