Festgeldanlage | Festgeldzinsen im Vergleich |


von: admin | Kategorie(n): Allgemein

4. Januar 2017

Die Niedrigzinspolitik der EZB bis hin zu Negativzinsen wird schon als die unendliche Geschichte betitelt, der beschlossene Brexit dürfte wohl auch nicht dazu beitragen, dass hier in absehbarer Zeit eine Kehrtwende zu erwarten ist, was die deutschen Sparer überhaupt nicht begeistert. Was einmal eine gute Tugend war, hört sich heute wie ein Märchen aus vergangenen Tagen an. Sparen, sein Geld auf der Bank mit Zinsen vermehren, sich auf das Alter absichern war angesagt. Gekauft wurde erst wenn Geld da war oder zumindest ein schöner Grundstock. Die Zeiten sind vorbei, ob sie jemals wieder kommen wagen auch Experten zu bezweifeln. Wenn man einem Bankmitarbeiter vom Bankhaus Metzler Glauben schenkt, ist eine erste Leitzinserhöhung frühestens 2023 denkbar, also mittelfristig keine guten Aussichten für die Sparer endlich mal wieder etwas Zinsen für ihre Einlagen zu bekommen. Es ist davon auszugehen, dass die Notenbanken nach dem Brexit die Geldpolitik noch weiter lockern werden.

Diese Ansicht vertritt nicht nur der Mitarbeiter des Bankhauses Metzler, er entnimmt seine Vorhersagen lediglich den Trends der Finanzmärkte aus den letzten Wochen. Die professionellen Investoren wissen was sie tun, anhand deren Investments lässt sich erahnen mit welchen Veränderungen für die kommenden Jahre gerechnet wird.

Die Phase des Nullzinses dauert nun schon eine kleine Ewigkeit, ob und wann diese zu Ende geht weiss heute kein Mensch vorauszusagen. Gleich zu Beginn der Finanzkrise, die nun auch schon acht Jahre andauert, wurde der Leitzins in den USA durch die Notenbank gegen Null gesenkt, worauf die Bank of England gleich nachzog. Die EZB hielt den Leitzins noch einige Zeit, aber im Jahre 2012 ging es auch damit zu Ende, der Leitzins wurde ebenfalls auf die Nullgrenze gesetzt.

 

Tagesgeld bei minus 0.6%

Zwischenzeitlich müssen Banken die ihr Geld auf der EZB zwischenlagern einen Negativzins von 0.6% an die EZB bezahlen, kaum zu glauben aber Tatsache geworden, es fällt den Banken schwer noch in der Gewinnzone zu arbeiten. Damit ist zu rechnen, dass auch die Banken auf Tagesgeld einen Negativzins bis zu 0.6% verlangen könnten, dieses Szenario wird auf die ersten Monate 2019 vorhergesagt.

Wenn diese Vorhersage nun wirklich eintrifft, würde das gesamte Bankenwesen aus den Fugen geraten. Sämtliche Einleger würden wohl ihr ganzes Geld abziehen und unter der Matratze oder im Keller horten, denn kaum jemand wird bereit sein, den Banken Geld zur Verfügung zu stellen und dafür auch noch zu bezahlen.

Die Banken suchen nun nach Wegen für Privatanleger dieses Horrorszenario abzuwenden und würden diese 0.6% lieber aus eigener Tasche bezahlen um die Kunden nicht zu verlieren. Auf jeden Fall müssen sich Privatanleger damit anfreunden für ihre Einlagen keinen Zins mehr zu bekommen, das ist sehr bitter.

Auch bei den Immokrediten ist die Ausgangslage nicht rosig, doch die Akteure werden versuchen den Zinssatz über Null zu halten, aber mit einem Fall gegen Null muss allerdings schon gerechnet werden. Immobilienkredite mit einer Laufzeit von fünf Jahren und mehr sind bereits zu einem Zins von lediglich 1% zu bekommen, der günstigste Anbieter nimmt lediglich 0.69%. Das bewirkt dass die Preise für Immobilien immer höher ansteigen werden.

 

Auch die Lebensversicherer geraten unter Druck

Per Gesetz sind die Lebensversicherer und auch die Pensionskassen verpflichtet, ihre Gelder gewinnbringend anzulegen und investieren in relativ sichere Staatsanleihen. Das Problem ergibt sich nun daraus, dass auch Staatsanleihen Negativzinsen berechnen und somit werden auch hier kaum noch Renditen mehr generiert, dies betrifft alle Bereiche der Altersvorsorge. Die Sozialinstitutionen befinden sich in einem Dilemma, sie wissen nicht wie sie ihren gesetzlichen Vorgaben noch entsprechen können. Dem Staat Geld für drei Jahre leihen ist ein ganz schlechtes Geschäft, pro Jahr bedient sich Herr Schäuble mit 0.7% jährlichem Negativzins. Ein Investment von 10000 Euro würde sich somit auf 9790 Euro reduzieren. Wär längerfristig bis zu 10 Jahren in Staatsanleihen investiert, darf sich über einen jährlichen Kapitalverlust von 0.2 ärgern. Bei langfristigen Anleihen bis zu 15 Jahren ist der Zins ebenfalls bereits im negativ Bereich. Stephan Kuhnke, Leiter des Portfoliomanagements beim Anleihemanager Bantleon geht davon aus, dass in absehbarer Zeit für Staatsanleihen mit einer Laufzeit bis zu 10 Jahren ebenfalls ein Negativzins von 0.5% Tatsache sein wird. So werden alle Altersvorsorge-Anbieter weiter in die Enge getrieben, die Gewinnbeteiligungen der Sparer werden sich weiter reduzieren.

 

Negativzinsen und ausbleibender Konsum sind ein Hamsterrad

Chris Iggo, Investment Manager bei der Axa ist überzeugt, diese Zinspolitik ist mitverantwortlich für die deflationäre Wachstumsschwäche. Das Ganze sei mit einem Hamsterrad vergleichbar, es dreht sich alles im Kreis. Um die Wirtschaft anzukurbeln werden die Zinsen laufend gesenkt was suggeriert es wären schlechte Zeiten. Dies wiederum veranlasst sparsam zu sein was sich dann aber tatsächlich über einen ausbleibenden Konsum auf die Wirtschaft negativ auswirkt. Diese Entwicklung veranlasst die Notenbanken nicht mal etwas Gegensteuer zu geben, im Gegenteil, die Bank von England möchte den Leitzins demnächst erneut senken, hier sind 0.25 Prozentpunkte im Gespräch. Die Investmentbank Société Générale ist der Ansicht man müsse ein neues Anleihenkaufprogramm starten, hier wird von 25 Milliarden Pfund alle vier Monate gesprochen.

Die EZB wird ebenfalls ihren Rat zusammenrufen um darüber zu beraten ob das Anleihenprogramm über den ursprünglich beschlossenen Endzeitpunkt vom März 2017 hinaus verlängert werden soll. Ein kleiner Lichtblick stellen die USA dar, im Augenblick präsentiert sich die Lage so, dass mindestens mittelfristig darauf gehofft werden darf, dass die Zinsen geringfügig steigen werden, doch auch hier ist der Finanzmarkt nur bedingt optimistisch, die meisten Anleger bleiben vorerst noch skeptisch, dass sich der Leitzins langsam nach oben bewegen könnte, ein ganz schwacher Trend ist jedoch erkennbar. Mit dem Erreichen der Schallgrenze von 1% Zinsen wird jedoch frühestens 2021 gerechnet, die Sparer haben also noch eine längere Durststrecke vor sich.