Sparen – wird Gutes und Bewährtes zerstört?
Wie so oft, wenn sich Dinge ändern oder neu in Erscheinung treten, sind die Folgen für die eine Seite negativ, für die andere erfreulich.
Wir befinden uns nicht mehr nur in einer Phase der Niedrigzinspolitik, nein, es ist das Zeitalter der Null- und Minus-Zinsen. Es ist die Geldpolitik der der EZB, allen voran eines Herrn Draghi. Was diese Institution seit Monaten betreibt ist vorwiegend auf sein Bestreben zurückzuführen. Eine Währung lebt zu einem großen Teil von Vertrauen. Letzteres ist eine der bedeutendsten Faktoren und gesunde Basis ihrer Stabilität. Die Euro-Zone aber wird von Misstrauen regiert. Draghis Streben nach einem billionenschweren Kauf von Staatsanleihen macht den Euro weich. Das haben auch die Anleger auf den internationalen Devisenmärkten begriffen.
Einer der Profiteure der gegenwärtigen Geldpolitik der EZB ist der Staat. Geringe Zinsen sind auf Seiten eines Schuldners stets ein erfreuliches Ereignis. Besonders, wenn sie halbiert werden oder sogar noch darüber hinaus absinken. So kann natürlich auch der Staat seine Schuldenlast senken.
Aber man muss auch sagen, dass ein beachtlicher Teil der Bürger von der aktuellen Zinssituation profitiert. Das sind vor allem die privaten Bauherren und alle, die ansonsten größere Darlehensbeträge für Anschaffungen in Anspruch nehmen.
Für die große Masse jedoch wird derzeit ein Stück Sparkultur zerstört. Das betrifft alle die, die sich – in welcher Form auch immer – als Sparer entschieden haben, um Rücklagen für die nächste Zukunft, aber auch bis hin zur Altersvorsorge, zu treffen. Und deren Zahl zählt nach Millionen. So ist es denn nicht verwunderlich, dass viele Menschen erschrocken waren, als sie davon erfuhren, dass schon im Nov. 2014 eine Bank sich entschieden hatte, Sparern einen „Strafzins“ i. H. v. 0,25 Prozent auf Tagesgeld bzw. Girokonten aufzuerlegen, ab einem Kontostand von 500.000,00 Euro. Die hat nicht jeder, wohl wahr. Aber wer sie hat, ist dennoch einer von den Sparern. Vielleicht war das eine Ausnahme, denn allgemein ist man sich derzeit offenbar im Rahmen der Sparkassen, Genossenschaftsbanken und einigen anderen Banken darüber einig, einen Negativzins für private Sparer nicht einzuführen.
Und von Draghi hat die Gilde der Sparer ohnehin keine Gnade zu erwarten. Seine Meinung zu dem Thema: „Partikularinteressen deutscher Sparer könnten nicht im Mittelpunkt stehen. Es gehe um höherrangige Interessen.“ (Quelle: Phoenix-Interview mit dem Bundesbank-Chef, 12.08.2012)
Der Negativzins hat einen üblen Missklang. Vor allem auch deshalb, weil die Zinsen gegenwärtig nicht einmal die Inflation ausgleichen. Das macht die Sparer verständlicherweise verärgert und umtriebig. Allerdings ist es nicht so, dass es ihn im Sparwesen noch nicht gab. Dieses Erscheinungsbild hatte man auch schon zu D-Mark-Zeiten.
Und die gegenwärtige Situation auf dem Zinsmarkt wird natürlich von einigen Banken sofort genutzt. Dazu gehören Gebührenerhöhungen wie z. B. für Geldüberweisungen auf Papier, für bestimmte Kontomodelle oder die Kreditkarte. In anderen Ländern wie beispielsweise Spanien kam es sogar zu Sparersteuern (0,3 %) auf Guthaben. Anderswo wurden Bareinzahlungen auf 1.000,00 Euro limitiert.
Experten erheben ihre Stimme und sprechen von einer finanziellen Repression. Das kommt einer Enteignung der Sparer gleich. Und ein Ende der Situation ist nicht in Sicht. In den vergangenen fünf Jahren sind den deutschen Sparern etwa 190 Mio. Euro an Zinsen verloren gegangen. Geradezu dramatisch sind auch die Einschnitte, die bei der Alterssicherung hingenommen werden müssen. Gerade die diesbezüglichen „Klassiker“ können nicht mehr annähernd das bieten, was man bisher bei der Altersvorsorge gewohnt war. Hier sei insbesondere auf die Lebensversicherungen, Pensionskassen oder andere betriebliche Anbieter verwiesen.
Da kann man von Glück sprechen, dass in der letzten Zeit die Inflationsrate sehr moderat war und ist. Aber gerade dieser Punkt ist der EZB ein Dorn im Auge. Sie arbeitet intensiv daran, die niedrige Inflationsrate zu „bekämpfen“. Gerade das ist eines der Ziele ihrer gegenwärtigen
Geldpolitik.
Der große Wurf, der Joker aller Joker ist gezogen und heißt Staatsanleihen. Die EZB meint offenbar, damit die Welt, na sagen wir mal Europa, retten zu können. Ist das so? Die Zeit wird es zeigen. Es sei auf 2008 verwiesen. In den USA platzte die Blase mit den Hypothekenkrediten (Lehman Brothers Bank) und löste ein Beben an den Finanzmärkten aus. Nunmehr, nach einigen Jahren hat sich eine neue Blase gebildet. Sie ist in ihrer Größenordnung gespenstisch und übertrifft die der Hypothekenkredite um ein Vielfaches. Von den Experten wird sie auch als „Mutter aller Blasen“ bezeichnet. Sie hat einen Namen, der da Staatsanleihen heißt. Nicht nur die EZB ist dafür ein gigantischer Käufer. Auch für das globale Banken- und Versicherungssystem ist es die größte Säule. Hier geht es um viele Billionen Dollar und Euro. Was aber sind –zumindest derzeit – diese Staatsanleihen wert? Einige werfen nicht nur keine Zinsen ab, sie bringen sogar Negativzinsen. Und auch hier ist das System auf den Kopf gestellt. Bei einigen dieser (z. B. deutschen, österreichischen, französischen oder finnischen) Papiere müssen die Gläubiger den Schuldnern Zinsen zahlen! Und eine italienische Staatsanleihe über die Dauer von zehn Jahren rentiert geringer als ein zehnjähriger US-Treasury. Wenn die Anleihen bei deren Fälligkeit von den Schuldnern nicht eingelöst werden können, bleibt den Gläubigern ein Trost. Sie werden vielleicht Eigentümer des betreffenden Staates. Welch groteske Aussichten.
Zinsen waren schon immer ein wichtiger Maßstab für Risiko gewesen, quasi ein Kompass. Es gibt Aussagen von Experten, die da sagen, es sei nicht eine Frage, ob die Blase platzt, es stellt sich nur die Frage, wann sie platzt.
Wenn die bisherigen Sparformen nicht mehr lohnen, was dann?
Selbst Staatsanleihen lohnen sich derzeit nicht. Auch hier muss man ggf. mit Minuszinsen rechnen. Einziger Ausweg die Aktie? Diese, so einige Experten, würden sogar das schlimmste Szenario, nämlich eine Währungsreform, überstehen.
In der Tat raten eine große Mehrheit der Finanzexperten derzeit zu Aktien und Sachwerten (Immobilien) und verweisen darauf, dass diese zumindest momentan und unter den vorangestellten Bedingungen, die einzigen Anlagen seien, die eine zufrieden stellende Rendite erwarten lassen. Und was Aktien betrifft, sei man da ohnehin auch nahe an einem Sachwert, denn schließlich erwirbt man mit der Aktie einen Teil des Unternehmens. Lassen wir das mal so stehen. Aber der Sparer war ja Sparer, weil er auf „Nummer sicher“ gehen wollte bzw. will. Und ihm zu sagen, die Aktienanlage birgt kein Risiko in sich oder nur ein geringes, hat wenig Wahrheitsgehalt. Wenn schon Aktie, dann alles auf den Tisch, was dazu gehört. Und das sind einige Teilthemen, die dazu gehören wie z. B. Einzelaktie oder Aktienpaket, welche Aktie und warum, Diversifikation bei einer Aktienanlage bzw. einem gemischten Fonds etc. Damit müsste sich der Sparer völlig neu orientieren und identifizieren.
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