Erfolg an der Börse nur mit hohem Risiko?

Viele glauben noch an die alte Regel: hohes Risiko bringt hohe Rendite, wer zurückhaltend ist, verdient eben nur wenig. Doch ganz so stimmt das heute nicht mehr.
Einige Wissenschaftler bewiesen das Gegenteil – und mussten dafür Schelte von allen Seiten einstecken. Doch 2013 erhielt sogar Eugene Fama den Wirtschaftsnobelpreis für seine Studien. Das Phänomen, welches er beschrieb, bekam einen Namen: Niedrig-Volatilitäts-Anomalie. Nun kann man nicht sagen, es wäre plötzlich andersherum geworden. Doch es gibt Fälle, in denen geringes Risiko zu den höchsten Renditen führt.
Der große Unterschied: dass hohes Risiko zu hohem Gewinn führt, klappt in der Regel über längere Zeiträume gut. Doch die Anomalie der niedrigen Volatillität ist eher kurzfristig zu beobachten. Experten haben den DAX daraufhin untersucht. Ergebnis: Phasen, in denen die Volatilität sehr hoch ausfällt, bringen Verluste im DAX. Im Gegenzug steigt der Deutsche Aktien-Index, wenn die Volatilität stark sinkt. Für das Jahr 1994 haben die Experten ermittelt: die jährliche Rendite des DAX wurde mit durchschnittlich 7,5 % angegeben. Hätte aber ein Anleger den Mut gehabt, nur in Niedrigrisikophasen anzulegen hätte er mit dem DAX im gleichen Jahr rund 18% verdient. Bei einer Anlage in hochvolatilen Zeiten hätte er sogar 9% Verlust hinnehmen müssen.
Nichts für den Privatanleger
Wer als Privatperson seine Spargroschen anlegen möchte, kann sich dieser Ungewöhnlichkeiten aber kaum bedienen. Denn es bleibt: man müsste das Risiko sehr gut einschätzen, ja fast schon voraussagen können.
Doch Investoren können sich an diese Regel halten: es zahlt sich meist aus, bei niedrigem Risiko Aktien zu kaufen, und ebenso, die Aktien zu verkaufen, deren Risiko nach oben geht. Da man das allerdings in Eigenregie kaum durchsetzen kann, gibt es ein (allerdings nur sehr kleines) Angebot an Fondsgesellschaften, die diese Strategie anbieten. Denn eines gilt in der Finanzwelt nach wie vor: „Konventionell zu versagen ist für die Reputation ungefährlicher als der Versuch, unkonventionell erfolgreich zu sein“(John Maynard Keynes). Er hatte recht.