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Das Leben ohne den Zins

von: admin | Kategorie(n): Allgemein

30. November 2016
Das Leben ohne den Zins

 

Sparen gilt als Paradedisziplin der Deutschen. Jahrzehntelang hat sich diese Anlagestrategie bewährt. Mittlerweile aber ist das klassische Sparen ein Minusgeschäft. Die Anleger vermehren kein Kapital, sie vernichten es. Da deutsche Anleger als sparsam gelten setzen sich auch bei der Investition auf Sicherheit. Als Folge haben wir in Bezug auf die Renditen in Europa das Nachsehen. Lediglich eine Nation ist noch schlechter dran als die Deutschen.

 

Wir verschenken 200 Milliarden Euro

Eine Allianz-Studie verdeutlich: Die Deutschen haben einen massiven Nachholbedarf wenn um das Anlegen von Geld geht. Der Hauptteil des Vermögens befindet sich auf Bankkonten. An dieser Anlagestrategie hat auch das Niedrigzinsumfeld nur wenig ändern können. Im Global Wealth Report der Allianz steht das die Haushalte in Deutschland seit 2012 ca. 40% des Privatvermögens mit Verlust auf den Bankkonten liegen haben. Die Durchschnittsrendite liegt bei einem Minus von 0,4 Prozent. Statt Wachstum bringt das Bankkonto also Verlust. Nach Berechnungen der Allianz-Experten hätte eine Reduzierung der Bankeinlagen von 40 auf 30 Prozent und eine Investition der verfügbaren 10 Prozent je zur Hälfte in Investmentfonds und Aktien bereits eine Rendite mit einem Prozentpunkt mehr erbracht. So wäre es der deutschen Bevölkerung möglich gewesen ein Plus von 200 Milliarden zu erwirtschaften.

 

Deutsche Anleger sind unflexibel

Michael Heise ist der Chefvolkswirt der Allianz. Im ist klar, dass man oft erst hinterher schlauer ist. Es sei aber absolut evident in den Zeiten von negativen Zinsen etwas am Anlageverhalten zu ändern. Dabei sei die Politik der Niedrigzinsen von Seiten der EZB nicht überraschend. Es hätte genug Zeit gegeben auf die Veränderungen zu reagieren und Vermögen umzuschichten, bzw. das Anlageverhalten zu ändern, so Heise weiter. Viele Deutsche Sparer sehen hier jedoch immer noch keinen Handlungsbedarf und setzen weiterhin auf die scheinbar sicheren Anlagemöglichkeiten, trotz minimaler Renditeausbeute. Dieses Verhalten führt jedoch zu einem Schrumpfen des Vermögens und nicht zu einem Wachstum. Heise weist darauf hin, dass die altbekannten Gewissheiten heute nicht mehr gelten würden. So wären beispielsweise Bundesanleihen keine sicheren Investitionen mehr. Vielmehr würden sie den Vermögensaufbau sogar gefährden, so der Experte.

 

Andere Länder tun sich viel leichter

Es gibt innerhalb Europas genügend positive Beispiele wie man sein Geld gewinnbringend anlegen kann ohne negative Zinsen auf dem Sparkonto zu bekommen. Lediglich die Österreicher schneiden beim Thema Vermögensrendite noch schlechter ab als die Deutschen. Hierzulande beläuft sich die Vermögensrendite im Schnitt auf 2,3 Prozent. In Österreich ist es lediglich 1 Prozent. Besser als unser direkter Nachbar machen es da Länder weiter in Richtung Süden. Italien oder Spanien könnten als Vorbild für Sparer aus Deutschland gelten. Warum? Weil die dortigen Anleger seit 2012 einen Renditeschnitt von 4 Prozent erzielen. Auch die Franzosen sind wesentlich erfolgreicher als die Bundesbürger. Ihr realer Zinsertrag lag bei 3,6%.

 

Die Sparer müssen dringend umdenken

Die bewährten Anlageprinzipien von früher schaden dem deutschen Vermögen inzwischen. Schuld daran hat vor allem das Niedrigzinsumfeld –  es schadet der bundesweiten Vermögensbilanz.  Kein Wunder also das wir auf der Liste der weltweit 20 reichsten Nationen – hinsichtlich des pro Kopf Vermögens – nur auf dem 3.letzten Platz liegen. Die Allianz-Studie zeigt auf, dass hierbei die lückenhafte Kapitaldeckung im Blick auf die Rentenansprüche eine gravierende Rolle spielt. An dieser Stelle ist eine zu vorsichtige Anlagestrategie keinesfalls förderlich. In zahlreichen anderen Nationen setzt man vermehrt auf Immobilienanlagen und die Investitionen auf dem Aktienmarkt. In Amerika ist die Prozentzahl der Bewohner mit Aktiendepots 4mal höher als in der Bundesrepublik. Die deutsche Bevölkerung vertraut niedrig oder überhaupt nicht verzinsten Bankeinlagen oder Lebensversicherungen. Die Politik und die Anleger müssen auf diesem Gebiet dringend umdenken.

 

Die Politik muss handeln

Der Allianz-Volkswirt ist sich sicher: Zu viele Deutsche verstehen die EZB-Geldpolitik, die Anpassungsmaßnahmen und die allgemeinen Folgen nur teilweise. Heise weist darauf hin das die Märkte zunehmend volatiler werden und die Risiken demzufolge in hohem Maße zunehmen würden. Dieses Szenario würde viele Sparer schlichtweg überfordern. Jetzt sei es die Aufgabe von Politik und Finanzindustrie neue Vermögenslösungen und Sparkonzepte zu entwickeln. Die Forderung von Heise: Sparer dürften nicht mehr zusätzlich belastet werden. Stattdessen müssten sich die Bedingungen für die langfristige rentable Geldanlage deutlich verbessern.