Investmentreife – Ja oder nein?

Eine Grundregel für Investoren ist: Immer flüssig bleiben, immer nur so viel investieren dass für einen Notfall oder für Unvorhersehbares noch etwas zur Verfügung steht. Flüssig sein ist ein MUSS und auch in Flüssigkeiten zu investieren kann eine gute Alternative zu den gebräuchlichen Investitionen sein. Schon viele Anleger haben gutes Geld verdient weil sie eine gute Nase für die richtigen Flüssigkeiten hatten. Auf ausgesuchte Weinjahrgänge oder auch Spirituosen beispielsweise zu setzen kann sehr lukrativ sein.
Schon in der Antike wurde grossen Wert auf gute Weine gelegt, dies hat sich bis heute nicht geändert. In der Spitzengastronomie werden nur auserlesene Weine mit Flaschenpreisen bis zu 1000 Euro und mehr angeboten, die Klientel ist durchaus vorhanden. Schwere Rotweine zu Fleischgerichten, liebliche Weissweine zu Fisch gehört bei einer gewissen Oberschicht zum Alltag. Das sich hier recht gut Geld verdienen lässt, ist bei Investoren nicht erst seit gestern bekannt, sie setzen auf gute Jahrgänge oder auch auf ganz seltene Weine in der Erwartung, dass dieser Wein im Preis steigen wird.
Nicht selber trinken
Alte Weine erzielen auf Auktionen zum Teil astronomische Preise, oft auch auf Grund des Alters, wobei das Alter alleine nicht ausschlaggebend ist, welcher Preis erzielt werden kann. Solche Weine sind in der Regel auch nicht zum Trinken gedacht, sondern Sammlerstücke. Es gibt einige Möglichkeiten in Wein zu investieren, das können ganze Weinfässer sein oder auch ein Weingut und nicht zuletzt ganz seltene, einzelne Flaschen. Die Einstiegspreise sind dementsprechend sehr unterschiedlich, von ein paar hundert Euro für eine einzelne Flasche bis zu einem sechsstelligen Betrag für die Beteiligung an einem Weingut.
Nicht unüblich ist auch, dass Investoren die Zinsen für ihr Investment in Form von Genussscheinen bekommen, es fließt also kein Geld, sondern Wein. Für sein Investment an einem Weingut bekommt der Investor Zinsen aus dem Erlös und Gewinn der Weinproduktion aber im Gegenwert von Wein. Wie der Investor den Wein an den Mann/Frau bringt ist dann seine Sache. Der Investor trägt mit einem solchen Investment sehr viel Risiko, ist es ein schlechtes Weinjahr oder der Winzer hat sich anderweitig verzockt und geht pleite, besteht wenig Aussicht sein Geld zurück zu bekommen, eventuell fällt nicht mal so viel Wein ab um den Eigenbedarf zu decken.
Längerfristige Investments von bis zu 10 Jahren
Die Lagerung von erfolgversprechenden Weinen kann eine gute Investition sein. Weine aus guten bis sehr guten Jahrgängen mit einer Bewertung zwischen 96 und 100 Punkten im Blue-Chip-Index werden irgendwann mal sehr gefragt sein, das kann bereits nach fünf Jahren sein, bei andern Sorten erreicht der Wein seine beste Qualität erst in 10 Jahren. Der Investor finanziert für diese Zeit eine fachgerechte Lagerung solcher Weine, verkauft wird erst dann wenn der Wein ausgereift ist und eine gute Nachfrage besteht. Ein solches Investment lohnt sich jedoch nur bei wenigen auserlesenen Weinen wie etwa Romanee Conti oder auch einem Coche Dury. Aber auch die deutsche Weinproduktion verfügt über Weine die qualitativ sehr hochwertig sind. Um im Weingeschäft erfolgreich zu agieren sind fundamentale Kenntnisse über den Weinanbau und über Weine im Allgemeinen unerlässlich, oder es muss ein Experte als Berater verfügbar sein.
Je nach Sorte können solche Weine schon für vierstellige Beträge erworben werden, es geht aber auch günstiger, wie sich dann der Preis entwickelt ist nicht mit absoluter Sicherheit vorhersehbar. So hat eine Flasche Petrus die im Jahre 2000 für etwas 5000 Euro gekauft wurde, hat den Rekordpreis von 36000 Euro erzielt, was einem Gewinn von 620% entspricht. Davon träumt natürlich jeder der in Weine investiert, nur solche Weine sind ganz selten zu einem erschwinglichen Einstandspreis zu bekommen. Blue-Chip Weine werden in der Regel über Broker angeboten, der direkte Einkauf beim Winzer ist nicht möglich da Verträge zwischen den Winzern und den Brokern bestehen. Grundsätzlich haben alle Blue-Chip Weine das Potential ihre Preise zu verdoppeln oder gar zu vervielfachen. Wer dann noch nicht vorher gekauft hat oder Futures besitzt, hat seine Chance auf einen fetten Gewinn vertan.
Was kann noch getan werden?
Im Osten und auch in Fernost gibt es neuerdings eine kaufstarke Oberschicht, Russen und auch Chinesen kaufen alles zusammen was nach einem guten Wein ausschaut, zum Teil auch zu hoffnungslos überteuerten Preisen. Diese Weine fehlen dann auf dem heimischen Markt, es besteht auch der Trend alte Spitzenweine nicht nur zu besitzen und zu horten, sondern auch zu trinken. Investoren die gerne in gute Weine investieren möchten, finden fast keine lohnenswerten Weine mehr weil alles aufgekauft wird. Ein direktes Investment in ein Weingut können sich nur wenige leisten, also muss der Anleger auf eine breite Streuung setzen. Kenner der Materie setzen nun weniger auf die Namen, sondern auf die Jahrgänge und kaufen mehr verschiedene Weine aber aus guten Jahrgängen, denn die haben fast alle das Potential eine grosse Wertsteigerung erfahren zu können. Zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2010 sind gleich drei Jahrhundertjahrgänge hervorgegangen. Wer sich mit den richtigen Jahrgängen eingedeckt hat, der ist sicherlich in der Gewinnzone. Die Originalverpackung, also Kisten und Kartons können einen Wein nochmals aufwerten.
Große Flaschen im Aufwind
Grosse Flaschen mit Inhalten von 1.5 Liter oder auch mit 12 oder 18 Litern sind eher selten zu finden, aber im Endeffekt billiger zu bekommen. Viele Käufer lassen sich von den Produzenten etwas veräppeln, weil das Wissen eben doch etwas eingeschränkt ist. Als rar geltende Jahrgänge werden Weine in kleine Flaschen von 0.7 Liter abgefüllt, damit lassen sich bessere Preise erzielen als wenn ein Wein in grösseren Einheiten verkauft wird, so ist eine Flasche Petrus (1988) mit einem Inhalt von sechs Litern bereits für 19000 Euro zu bekommen. 62120 Euro muss für eine 18 Liter-Flasche Chateau Cheval Blanc bezahlt werden.
Weingüter die auch direkt beliefern und ohne Zwischenhändler verkaufen, können ihre Weine in Flaschen nach Kundenwunsch abfüllen. Hier kommt wieder das Wissen des Investors zum Tragen. Der Winzer legt den Weinpreis schon während des Reifungsprozesses im Fass fest. Zur Grundlage wird der Einzelpreis einer Flasche genommen, die dann auf die bestellte Flaschengrösse umgerechnet wird. Der Investor kann hier einen sehr guten Schnitt machen, er bezahlt beispielsweise für eine 18 Liter-Flasche der Marke Cheval Blanc etwa 14200 Euro, über den Ladentisch verkauft bringt die gleiche Menge satte 62120 Euro.
Fazit
Experten sind sich einig, die besten Zeiten als noch unglaubliche Gewinne möglich waren sind auch im Weinhandel vorbei. Investoren mit ausreichendem Wissen, einer guten Nase und etwas Glück können auch heute noch sehr rentabel in Weine investieren. Eine weitere Chance hat sich durch die Öffnung der Märkte nach Osten wie etwa Russland und auch nach Fernost ergeben. Viele gute Weine werden heutzutage über Auktionen verkauft, hier können Bieter aus aller Welt auch online ihre Gebote angeben. Hat sich ein Investor mal total geirrt, ist dies auch kein Totalverlust, es gibt kaum einen Wein der sich nicht zum Selbstverzehr eignet.