Festgeldanlage | Festgeldzinsen im Vergleich |


von: admin | Kategorie(n): Allgemein

21. Juli 2013

Anrainer der neuen Stromtrassen in Deutschland können sich an deren Finanzierung beteiligen und bekommen dafür fünf Prozent Rendite – so versprach es die Bundesregierung.

Das klingt sicher und seriös. Doch Experten warnen: es handelt sich um riskante Spekulationsgeschäfte.

In Teilen Schleswig-Holsteins ist man aufgebracht: Auf 150 Kilometern soll der Strom, der an der Nordseeküste von Windrädern erzeugt wird, Richtung Süden fließen. Die Stahlmasten tragen Leitungen, durch die 380 Volt fliesen. Vielen ist das nicht geheuer.

Die Anwohner wehren sich. Sie fürchten die Strahlung, und die schöne Landschaft ist dann auch hinüber. Bauen soll die Leitung die niederländische Firma Tennet. Wer an der geplanten Stromtrasse wohnt, bekam Post von dem Unternehmen. Darin wird die Anleihe angeboten. Damit können sich die Anwohner „direkt an der Erweiterung des deutschen Energienetzes finanziell beteiligen und von attraktiven Renditemöglichkeiten profitieren“. Hier macht man es sich eindeutig zu Nutze, dass die Kunden derzeit für ihre Spareinlagen nur wenig Zinsen sehen. Sonst könnte man die Leute nicht mit 5% ködern.

Geld soll die Betroffenen ruhigstellen

Der Bundesumweltminister hat dies „Bürgerdividende“ getauft. Es sieht nach regelrechtem Schweigegeld aus; nach einem Deal: Ihr gebt euren Widerstand auf und lasst uns bauen, dafür beteiligen wir euch am Gewinn.

Einer der Landräte im betroffenen Gebiet geht davon aus, dass die Renditeaussichten nicht den Leuten die Augen verschließen vor dem, wofür sie kämpfen. Denn die Trasse könnte ohne Probleme unter der Erde verlaufen. Allerdings vertritt er auch die Meinung, dass die Gewinnaussichten eine positivere Grundeinstellung verheißen. Denn schließlich ist er einer von denen, der versucht, den Leuten vor Ort die Sache schmackhaft zu machen.

Aber wenn man genauer hinsieht, gibt es Probleme mit der „risikolosen“ Anleihe. Denn die Leute kaufen sich nicht ein Stück der Stromtrasse, die durch ihren Ort geht. Sie geben vielmehr der Betreiberholding Tennet einen Kredit. Und geht diese Firma Bankrott, wird auch Altmaier, so begeistert er jetzt von der Idee ist, den Leuten nicht ihre Geld zurückzahlen, was sie mit der „sicheren Anleihe“ verlieren.

Doch selbst wenn dieses Szenario ausbleibt, wird es wohl kein gutes Geschäft für die Anteilseigner. Denn Fondsmanager haben das Angebot geprüft: mit erschreckendem Ergebnis. Die Kleinanleger werden die Bedingungen nicht verstehen, so der Experte. Denn sogar Profis haben Schwierigkeiten, das Konstrukt, was hier aufgebaut wurde, nachzuvollziehen.

Ein anderer befragter Experte schließt sich der Meinung an, dass die „komplizierte Struktur“ nicht für Privatanleger zu empfehlen sei. Außerdem sei bei solch hohem Risiko die Rendite von 5% viel zu gering. 7% wären realistisch. Ein ebenfalls wunder Punkt: es gibt keine festen Laufzeiten. Also keine gesicherte Rückzahlung. Zwar kann man das Papier an der Börse verkaufen, aber ob es dafür Interessenten gibt, sei dahingestellt. Außerdem ist nicht jeder, der an der Trasse wohnt, Börsenmakler.

Man spricht von hochspekulativen Anlagen, die nur deshalb nicht völlig indiskutabel sind, weil der niederländische Staat seine Hände im Spiel hat, was etwas Sicherheit bringt. Doch niemand kann garantieren, dass dies auch so bleibt. Beim Ausverkauf der niederländischen Regierung, um die hohe Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen, kann eventuell auch ein Drittel der Tennet-Anteile versilbert werden. Damit wäre dann auch das letzte positive Argument Geschichte, dass bei einem Ausfall der niederländische Staat einspringt.

Fast 1.800 Haushalte haben sich dafür interessiert, und die Entscheidung müssen sie bis Ende August treffen. Das zukunftsweisende Projekt, von dem Altmaier zu Beginn sprach, ist nun in seinen aktuellen Reden ein „Pilotprojekt“. Die Staatsgarantie, von der er sprach, ist längst vom Tisch.

Das sieht ganz danach aus, als wolle sich die holländische Firma damit recht übel an den ohnehin aufgeregten Betroffenen bereichern, sie wissentlich über den Tisch ziehen, und die Bundesregierung ist auch noch mit im Boot. Na, wenn das kein gutes Angebot ist.

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